Interview mit Wolf Schwermer und Uli (Digitalcourage Braunschweig)

Interview mit Wolf Schwermer und Uli (Digitalcourage Braunschweig)
von Derya Emer


Vielen Dank Wolf Schwermer und Uli, dass Ihr heute stellvertretend für die Organisation Digitalcourage bei dem Workshop dabei seid. Ich würde mich freuen, wenn Ihr der Community kurz vorstellen könntet, warum ihr heute an dem Workshop teilnehmt.
Wolf Schwermer: Vielen Dank für das Interview. Ja, ich habe mich durch diesen Workshop angesprochen gefühlt, da ich mir erhoffe, meinen Horizont erweitern zu können und neues zu lernen. Ich möchte mich intensiver mit digitalen Netzwerken beschäftigen und denke, dass dies ein guter Anfang ist.
Uli: Ich freue mich, heute dabei sein zu dürfen. Neben meiner Tätigkeit bei Digitalcourage beschäftige ich mich auch in meiner Freizeit mit digitalem Aktivismus. Das heißt, dass ich mich auch mit politischen Themen insbesondere aus dem Bereich der Digitalpolitik beschäftige. Wir als Mitglieder von Digitalcourage fühlen uns dazu verpflichtet, eine angenehme digitale Lebenswelt zu schaffen und beschäftigen uns deshalb auch häufig mit sozialen Medien. Von daher auch das Interesse an EPINetz.
Ihr hattet bereits reichlich Zeit mit EPINetz zu arbeiten – Was habt ihr heute für Eindrücke gewonnen? Wie lief die Arbeit mit der Plattform?
Wolf Schwermer: Ich war vorerst erschlagen von der Mächtigkeit der Angebote, die EPINetz bietet und durch die man sich durchschlängeln muss. Dennoch hat EPINetz es geschafft, überschaubar die verschiedenen Arbeitsschritte darzustellen. Der Umgang mit EPINetz verlief also nach kurzer Einarbeitungszeit sehr gut.
Uli: Ich bin sehr begeistert von der Plattform. Ich finde sie enorm hilfreich, weil man sehr interessante Informationen herausziehen kann. Es ruckelt hier und da am User Interface, aber auch damit kann man als User ganz gut klarkommen. Es gibt nicht viele Hilfen oder Lenkungen, die vielleicht im schulischen Kontext sinnvoll wären - vor allem im Hinblick auf die Interpretation der Ergebnisse. Die Einfachheit der Durchforstung der Daten und die Bereitstellung dieser finde ich aber wirklich toll.
Wolf Schwermer: Hierbei stelle ich mir jedoch die Frage, ob eine Vorinterpretation gut oder schlecht ist. Denn mit EPINetz bekommt man die Rohinformation und kann dann selber daraus Schlüsse ziehen – ohne Vorfütterung.
Uli: Trotzdem finde ich, dass man mit EPINetz lernen kann, wie Ergebnisse interpretiert werden können, worauf man zu achten hat und dass einige Dinge niemals als pure Wahrheit verstanden werden können/dürfen. Denn interpretiert wird immer – egal ob es vorher gelernt wurde oder nicht. Der Unterschied liegt darin, eine reflektierende Kompetenz zu vermitteln, die dann für die Ergebnisse, die EPINetz liefert, verwendet werden kann. Damit meine ich jedoch nicht, dass die Plattform bereits über die Daten und Ergebnisse urteilen soll.
Vielen Dank für diese interessanten Eindrücke. Ich habe noch eine letzte Frage. Wie könntet Ihr Euch EPINetz in Eurem Arbeitsbereich vorstellen? Seht Ihr da Verwendungsmöglichkeiten?
Uli: Ja. Teil der aktivistischen Arbeit ist es, Informationen von Leuten über politische Themen zu erstellen, bspw. in Form von Flugblättern. Diese Informationen müssen natürlich verlässlich sein. EPINetz liefert z.B. Verlaufskurven zur Verwendung von Hashtags, die verwendet werden könnten, um gewisse Argumentationen oder Informationen zu untermauern. Bspw. um das politische Interesse von Politiker*innen aufzuzeigen und zu prüfen, ob Themen, über die im Wahlkampf viel diskutiert wurde, wirklich so wichtig sind. Mein privates Interesse richtet sich aber eher der Analyse von Hate Speech und Shitstorms – und ihren Gegenmaßnahmen um ein zivilisiertes Vorgehen in der digitalen Gesellschaft erreichen. Ich denke EPINetz kann hier sehr hilfreich sein, weil man sehen kann, wie sowas entsteht und wie die Dynamiken sind.
Wolf Schwermer: Ich denke, dass man mit EPINetz die Diskurse rund um Schwerpunktthemen unserer Arbeit gut erfassen kann. Mit dem tool können die verschiedenen Aussagen und Meinungen anschaulich zusammengebracht werden, um eine Orientierung zu schaffen, die die eigene Position wiederum schärfen kann.
Uli: Ja, das ginge. Aber wir können bereits in unserer kleinen Untersuchung während des Workshops sehen, wie manche Parteien, wie z.B. die AfD, versuchen, über andere Techniken – dich ich hier ganz allgemein als “bösen Kontext” beschreiben will – Aufmerksamkeit zu generieren. Wie geht man dagegen vor? Hier haben die verschiedenen Parteien verschiedene Ansätze. So wird oft auf externe Quellen hingewiesen oder die Beiträge der AfD werden ignoriert. Mit EPINetz kann man dann sehen, wie dies den Diskurs fördert - oder nicht. Das finde ich wirklich sehr spannend.
Vielen Dank für das interessante Interview und viel Spaß weiterhin mit EPINetz!